Chiang Rai, im Norden von Thailand
- Louis Heinis
- 15. Apr. 2024
- 5 Min. Lesezeit
Dreieinhalb Wochen sind wir nun in Thailand. Die Zeit verging sehr schnell. Unsere Reise ging indessen weiter in Richtung Chiang Rai. Wir fuhren mit unserem Mietauto 3 Stunden Richtung Norden. Vier volle Tage haben wir uns eingeplant, um Chiang Rai, die Region und das goldene Dreieck zu erkunden. Ich hatte, wie schon im Blogbeitrag zuvor erwähnt, keine Lust mehr, irgendwelche Tempel zu besuchen. Dementsprechend hielt sich meine Vorfreude in Grenzen. Allerdings änderte sich meine Meinung schlagartig, als wir auf den weißen Tempel „Wat Rong Khun“ zu liefen. Da glänzen selbst die Augen eines jeden Kunstbanausen. Dieses Bauwerk ist schlichtweg der Wahnsinn. Lässt man den Kitsch-Faktor außen vor und bewerten nur die liebevolle Arbeit und die Kunst, dann fällt einem kein anderes Wort außer „Wow“ ein. Ein prachtvoller Tempel. Schau selbst …
Nach einer Kaffeepause fuhren wir direkt weiter in Richtung „Wat Rong Suea Ten“, auch bekannt als der blaue Tempel. Auch in diese Anlage wurde ganz viel Herzblut gesteckt. Wir konnten im Eingangsbereich einen Künstler bei seiner Arbeit beobachten. Er stand auf einem einfachen Baugerüst.
Es erinnerte mich ein wenig an meine „Jugobande“, welche das Baugerüst auch, sagen wir einmal eher zweckmäßig, benutzten. Ganz nach dem Motto: „Wenn es hält, dann hälts. Wenn nicht, dann dumm gelaufen“.
Die Kinder entdeckten ein paar Fische. Wir haben Fangen und Pokémon Go gespielt. Danach haben wir den Sonntagsmarkt in Chiang Rai besucht. Dieser Markt war deutlich kleiner als erwartet. Die Kinder konnten auf einer Hüpfburg herumhüpfen und sich austoben. Luan hatte danach an einem Stand Sushi entdeckt und wollte unbedingt Sushi essen. Richtig. Unser vierjähriges Kind liebt Sushi. Und auch Enaila ist gerne Lachs. Allerdings sah das an diesem Stand nicht gut aus.
Der Lachs machte mir den Eindruck, als würde er jeden Moment selbst Richtung Meer zurücklaufen bzw. schwimmen. Nach dieser Lebensmittelvergiftung vor ein paar Tagen war mir Heute nicht nach Experimenten zumute. Schon gar nicht, wenn es die Kinder betrifft.
Da wir keine Lust auf Streetfood hatten und gewillt waren, Luans Vorschlag um zusetzen, googelten wir nach einem japanischen Restaurant. Wie es der Zufall wollte, hatten wir 200 Meter neben unserem Motel einen gut bewerteten Japaner. Tschüss Sonntagsmarkt, hallo Sushi Restaurant. Die Bewertungen passten. Es war ein gutes Restaurant. Per QR-Code konnte man die Speisekarte aufrufen und peu à peu bestellen, was man wollte. Eine stilvolle „all you can eat“ Variante. Gekostet hat der Spaß inklusive Getränke und 10 % Trinkgeld 35 €. Ich konnte es nicht glauben und habe mich schon fast ein bisschen geschämt, so gut und so günstig gegessen zu haben. Wir hatten feinstes Sashimi und leckere Bowls. Dazu schöne Nigiri-Variationen. In Deutschland hätten wir dafür über 200 € bezahlt. In der Schweiz wahrscheinlich gut das Doppelte bis Dreifache. Wir waren in Bangkok schon einmal bei einem sehr guten Japaner. Da haben wir knapp 75 €, also doppelt so viel, als hier in Chiang Rai bezahlt. Auch in Thailand ist der Unterschied zwischen großen und kleinen Städten extrem. Wir wurden zu Stammgästen. Ich traue es mir fast nicht zu schreiben, aber wir haben von insgesamt 5 Abendessen in Chiang Rai viermal dort gegessen.
So luxuriös unser Abendessen auch jeweils war, so unschön war unsere Unterkunft. Ein herzloses Motel. Nach dem Einchecken haben wir uns erst einmal beschwert, da die Bettdecken Blutflecken aufwiesen. Den Freundlichkeitspreis haben die Mitarbeiter nicht gewonnen. Wir haben zwar neue Bettdecken bekommen, allerdings hatten diese auch Blutflecken. Am nächsten Morgen kühlten wir uns im Pool, welcher den Charakter von einem Sowjetsportbad hatte, kurz ab. Ich habe für Luan & Enaila Spielsachen vom Zimmer geholt, als die Putzfrauen gerade zugange waren.
Darf man überhaupt noch Putzfrau sagen? Das ist auch egal. Das Wort putzen kann man sich in diesem Kontext sowieso sparen. Geputzt wurde nämlich einen feuchten Furz.
Ich habe einen unfreiwilligen Blick auf die Matratze geworfen. Ai ai ai. Nicht schön. Gar nicht schön. Ich hätte liebend gerne noch ein paar Blutflecken auf der Bettdecke gehabt, anstatt diese Matratze zu sehen. Das wäre nämlich das kleinere Übel gewesen. In diesem Moment habe ich mir mein Bett zurückgewünscht. Na ja, das gehört dann wohl auch dazu. "Pay the price". Es gibt auch einige Schattenseiten. So wie ich es geschrieben habe. Am Mittag machten wir uns auf Richtung „Baan Dam Museum“. Auch bekannt als das Schwarze Haus. Ich war beim Zielort eintippen auf Google Maps ein wenig unachtsam. Und so fuhren wir 20 Minuten an das andere Ende der Stadt zu einem Hostel, welches auch so hieß. Als wir schließlich am richtigen Ort ankamen, schauten wir uns dieses schwarze Haus an. Trotz vieler negativen Bewertungen fand ich es einen Besuch wert. Es gab coole Gemälde und eine unkonventionelle Kunst zu betrachten. Die ganze Anlage hatte so einen alten, rustikalen Western Touch in asiatischer Form. Imposante Möbel, verarbeitetes Krokodilleder, Schlangenhäute und knöcherne Schädel von Büffel gab es einige zu sehen. Einige Google Rezessionen, welche ich im Vorfeld gelesen habe, waren, wie schon erwähnt, negativ.
Ich sage es mal so. Das ist definitiv nichts für Klimakleber oder handgestrickte „Dinkel Dörte Club“ Mitglieder. Wobei es in dieser Anlage genügend Möglichkeiten gäbe, einen Strick aufzuhängen.
Spaß bei Seite. Das Schwarze Haus ist cool. Punkt. Es ist wohl einfach immer eine Frage der Erwartungshaltung. Ich habe den Besuch allerdings nicht bereut.
Nach einer kurzen Stärkung und einem leckeren Eis fuhren wir weiter und schauten uns noch den „Wat Huay Pla Kang“ an. Ein überdimensionaler, weißer, riesengroßer Buddha, in welchem man mit einem Fahrstuhl ganz nach oben in den Kopf fahren konnte. Durch die Augen konnten wir heraus in die Weite schauen. Wir kamen zum Sonnenuntergang an. Besser konnte das Timing gar nicht sein. Diese Statue ist einfach gigantisch und wirkt im untergehenden Sonnenlicht magisch. Eigentlich ist es kein Buddha. Es wird hier die Göttin der Barmherzigkeit, Guanyin, dargestellt. Aber Enaila nannte die Statue "riiiesen Buddha". Dann soll es so sein. Herzlichen Glückwunsch, liebe Guayin. Du bist jetzt offiziell eine Buddhastatue. Passend zum Thema Barmherzigkeit werden im Eingangsbereich Spenden für Waisenkinder gesammelt. Man konnte einen Sack Reis kaufen und eine kleine Grußbotschaft darauf schreiben. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob die Kinder unser Gekritzel verstehen werden, aber das spielt ja auch keine Rolle. Das eigentliche Highlight dieser Göttin Guayin waren jedoch die Wandschnitzereien ganz oben, im Kopf der Statue. Wunderschön. Mir sagt dieser Kitsch eigentlich nicht zu und ich könnte mir nicht vorstellen, in solch einem Wohnzimmer zu leben, aber ich sehe und schätze die Arbeit dahinter. Beeindruckend. Sehr beeindruckend sogar.
Am Tag darauf machten wir gar nichts. Wir genossen die kalte Atmosphäre unseres Sowjetschwimmbads. Das einzige Gute an dieser Anlage war das Fitnessstudio. Dieses war sehr groß und sehr modern. Ich habe es tatsächlich zweimal geschafft, zu trainieren. Der Rest der Anlage war nicht schön.
Ich habe mir immer wieder eingeredet, dass wir einfach das Geld für das Fitnessstudio bezahlt haben und dazu kostenlos in einem Motel-Zimmer übernachten konnten, welches allen Anschein nach auch für Organtransplantationen genutzt wird.
Den letzten Tag im Norden verbrachten wir am goldenen Dreieck. Wir fuhren eine Stunde hoch zu einem Viewpoint, welcher direkt an der Grenze zu Myanmar und Laos lag. Die Landesgrenze verläuft dort durch den Mekong. Der Begriff „Goldenes Dreieck“ stammt wohl aus den 70er Jahren, als die Region für ca. 90 % der Weltopiumproduktion verantwortlich war. In Thailand ist davon nichts mehr zu sehen. Die Regierung hat alle militanten Gruppen entweder entwaffnet oder vertrieben. Die Geschichte um diese Region ist allerdings sehr spannend. Abgesehen von einem unspektakulären Teil des Mekong, ein paar Marktständen und einem etwas in die Jahre gekommenen Viewpoint, gab es nicht viel zu sehen. Aber ok. Wir waren am goldenen Dreieck.
Nebst den Ausflügen zu den Tempeln und dem Goldenen Dreieck haben wir parallel unsere Weiterreise geplant. Wir fuhren am Tag darauf zurück nach Chiang Mai, haben dort den Mietwagen abgegeben und sind in den Flieger gestiegen. Wir flogen mit Vietjet Air in Richtung Süden und landeten an der Westküste auf der gleichen Höhe wie Phuket. Auf dem Festland bei Krabi.
Nach "Louis und die Spinne" berichte ich im nächsten Blogbeitrag über die Fortsetzung netter Begegnungen. "Louis und die Schlange"...
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